Der japanische Versicherungsmarkt zeichnet sich durch eine hohe Konzentration und ein oligopolistisches Umfeld aus, das durch die drei führenden Unternehmensgruppen Tokio Marine Holdings, SOMPO Holdings und MS&AD Insurance Group dominiert wird. Diese Struktur entstand durch eine Konsolidierungswelle, die in den 1990er Jahren nach der „Japanese Big Bang“-Finanzmarktreform eingeleitet wurde. Infolgedessen kontrollieren diese drei Unternehmen nahezu 90 % des inländischen Versicherungsmarktes, während der vergleichbare Markt für Sach- und Unfallversicherungen in den Vereinigten Staaten aus 25 konkurrierenden Unternehmen besteht, wobei das größte Unternehmen weniger als 10 % Marktanteil hält. Diese Marktstruktur verleiht den japanischen Versicherern eine starke Preissetzungsmacht und ermöglicht es ihnen, ihre Margen trotz der Inflation zu schützen.

Die Versicherer in Japan haben in den 1960er Jahren begonnen, Minderheitsbeteiligungen an anderen Unternehmen zu erwerben, um Geschäftsbeziehungen im Bereich der Unternehmensversicherungen aufzubauen und zu pflegen. Diese strategischen Beteiligungen, auch als „Policy Shareholdings“ bezeichnet, haben hohe nicht realisierte Gewinne, die im März 2024 einen Marktwert von 8 bis 16 Milliarden US-Dollar hatten. In den letzten Jahren haben die Versicherer diese Beteiligungen zunehmend veräußert und die Erlöse für Fusionen und Übernahmen (M&A), Dividendenerhöhungen und Aktienrückkäufe verwendet.

Die japanischen Versicherungsunternehmen verfolgen eine starke Kapitalallokationsstrategie. Mit den umfangreichen inländischen Gewinnen sowie den Erlösen aus den Veräußerungen von Beteiligungen engagieren sie sich in bedeutendem Umfang im Bereich der M&A, insbesondere im US-amerikanischen Markt für Spezialversicherungen. Diese Übernahmen bieten den Versicherern nicht nur die Möglichkeit, ihre Geschäftstätigkeiten zu erweitern, sondern tragen auch zur Diversifikation des Versicherungsportfolios bei. Japan ist ein von Naturkatastrophen wie Erdbeben und Taifunen betroffenes Land, und die Mehrheit der Versicherungspolicen entfällt auf Kfz- und Feuerversicherungen. Daher kann die Diversifikation durch Spezialversicherungen im Ausland das Risikoprofil senken und langfristig zu einer Verringerung der Eigenkapitalkosten führen. Tokio Marine hat beispielsweise seit 2008 fünf große Übernahmen getätigt, darunter Kiln (763 Millionen US-Dollar), Philadelphia Insurance Companies (3,6 Milliarden US-Dollar), Delphi Financial Group (1,5 Millionen US-Dollar), HCC (6,8 Millionen US-Dollar) und Pure (2,3 Millionen US-Dollar). Der Anteil des internationalen Geschäfts am konsolidierten Finanzergebnis des Unternehmens ist mittlerweile beträchtlich.

Die Kapitalstärke der japanischen Versicherer ermöglicht es ihnen, bei fehlenden Akquisitionsmöglichkeiten, ihren Fokus auf die Aktionärsvergütung zu legen. In den letzten zehn Jahren haben Tokio Marine, SOMPO und MS&AD ihre Dividenden pro Aktie mit einer jährlichen Wachstumsrate von 10 bis 18 % erhöht und die Dividendenrenditen bis 2023 auf etwa 5 % gesteigert. Ein weiteres Kapitalrückführungsinstrument sind Aktienrückkäufe, die insbesondere bei unterbewerteten Aktien ein signifikantes Wertsteigerungspotenzial bieten. Besonders für Unternehmen mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von unter 1, wie bei SOMPO und MS&AD, führen diese Maßnahmen zu einer Steigerung des Buchwerts pro Aktie und einer Erhöhung des Eigenkapitalrendite.

Tokio Marine ist eines der Unternehmen, das eine signifikante Erhöhung der Ausschüttungsquote von 20 % im Geschäftsjahr 2014 auf über 50 % im Geschäftsjahr 2023 verzeichnet hat und gleichzeitig genügend Mittel für Wachstumsinitiativen bereitgestellt hat, um das organische Wachstum zu fördern. Die Aktien der drei großen Versicherer scheinen derzeit attraktiv bewertet zu sein, da das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) im Vergleich zu internationalen Wettbewerbern niedrig sind. Zum Beispiel hatte Tokio Marine am 29. Dezember 2023 ein KGV von etwa 14x, ein KBV von 1,6x und eine Dividendenrendite von 3 %. Im Vergleich zu anderen großen globalen Versicherern wie Chubb (USA), Allianz (Deutschland) und AXA (Frankreich) hat Tokio Marine in den letzten zehn Jahren eine höhere durchschnittliche jährliche Wachstumsrate erzielt, wobei die bereinigte Eigenkapitalrendite (ROE) 17 % erreichte.

MS&AD und SOMPO hingegen notieren unter einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1x, was auf eine mögliche Unterbewertung hindeutet. Zwischen dem Geschäftsjahr 2017 und dem Geschäftsjahr 2024 wuchs das Ergebnis je Aktie (EPS) von MS&AD um insgesamt 82 %, während der Aktienkurs lediglich um 44 % stieg. Ähnlich verhielt es sich bei SOMPO, dessen EPS-Wachstum 81 % betrug, während der Aktienkurs nur um 57 % zulegte. Auf Basis der prognostizierten Nettogewinne beträgt das KGV beider Aktien lediglich 10x für MS&AD und 8x für SOMPO. Zudem liegen die Dividendenrenditen bei fast 5 %, was deutlich über dem Marktdurchschnitt liegt.

Diese Marktcharakteristika bieten eine potenzielle Neubewertung der Bewertungsmultiplikatoren, was zu einer erheblichen Wertsteigerung führen könnte. Eine Möglichkeit, in diese Versicherer zu investieren, ist über die Strategie VIVANTIX INVEST LONG welche Anteile an allen drei Unternehmen hält. Die Versicherer werden als „growth“-Aktien betrachtet, d. h. als Unternehmen mit überzeugenden Wachstumsaussichten, deren Aktien jedoch unterbewertet erscheinen. In der gegenwärtigen Marktumgebung bieten diese japanischen Unternehmen eine attraktive Gelegenheit für Investoren, von den soliden Fundamentaldaten und den potenziellen Bewertungssteigerungen zu profitieren.